Die Fakultät für Agrarwissenschaften freut sich über eine bedeutende Auszeichnung für ein Promotionsprojekt, das im departmentsübergreifenden Sensoriklabor umgesetzt wurde. Claire Siebenmorgen (M.Sc.), Doktorandin in der Abteilung Produktqualität tierischer Erzeugnisse, wurde mit dem Internationalen Sensorik Award 2025 der DLG ausgezeichnet. Dieser mit 2.500 Euro dotierte Preis wird jährlich für herausragende Arbeiten der deutschsprachigen Sensorikwissenschaften vergeben. Ihre Forschungsarbeit mit dem Titel „Agrobiodiversität durch Sensorik fördern: Entwicklung ganzheitlicher sensorischer Methoden zur Charakterisierung lokaler Geflügelrassen und deren Gebrauchskreuzungen“ überzeugte die Fachjury der DLG durch ihre Aktualität, wissenschaftlichen Neuwert und Praxisrelevanz. Diese Arbeit liefert erstmals einen neuen ganzheitlichen Ansatz zur Bewertung von Geflügel und ermöglicht damit lokale Rassen in Hinblick auf ihren Beitrag zum Erhalt der Biodiversität zu berücksichtigen. Eingebettet ist das Promotionsvorhaben in das BLE-geförderte Projekt „ÖkoGen“.
Projekt „ÖkoGen“: Ein starkes Netzwerk aus Wissenschaft und Praxis
Das Projekt zielt darauf ab, die Vielfalt lokaler Geflügelrassen durch Gebrauchskreuzungen mit kommerziellen Hybridlinien zu bewahren und wirtschaftlich attraktiv zu gestalten. Besonders im Kontext der ökologischen Landwirtschaft bieten sich hier Chancen, lokale Rassen als regionale Spezialitäten zu vermarkten und ihren besonderen Charakter hervorzuheben.
Hinter diesem Forschungserfolg steht das Sensoriklabors der Agrarfakultät, ohne das diese Forschungsergebnisse nicht möglich gewesen wären. Die Lebensmittelproduktion befindet sich in einem Spannungsfeld von Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit – vor allem angesichts der schnell wachsenden Weltbevölkerung, steigender Verbrauchererwartungen, strengerer gesetzlicher Vorgaben und sich wandelnder Ernährungsgewohnheiten. Das Projekt arbeitet an der Schnittstelle von naturwissenschaftlichen Methoden zur objektiven Charakterisierung von Produkteigenschaften deren humanen Wahrnehmung und Konsumentenakzeptanz. In diesem Spannungsfeld betreut Dr. Johanna Mörlein im Sensoriklabor Forschungsprojekte, so auch das Promotionsprojekt von Claire Siebenmorgen. Im Projekt „ÖkoGen“ wurden die Hühnerrassen Altsteirer, Ramelsloher, Bielefelder Kennhuhn sowie deren Gebrauchskreuzungen mit White Rock und Ranger sensorisch untersucht. Dabei kamen sowohl analytische als auch hedonische Methoden aus der Lebensmittelsensorik zum Einsatz. Neu ist die Betrachtung verschiedenster Zubereitungsarten wie Brühen, Sous-vide-Brust, Hackfleischbällchen, Brathuhn und Frikassee, um eine ganzheitliche Bewertung der Rassen zu ermöglichen. Besonders sind die vielfältigen Methoden und Umsetzungen: klassisch im Labor mit geschulten Prüferinnen und Prüfern (Panelisten), Konsument*innenstudien durchgeführt als Semesterprojekt mit den Studierenden des M.Sc. Modul Lebensmittelsensorik und Konsumentenforschung in Kooperation mit der BBS in Göttingen, ein Real-Experiment in der Zentralmensa in Göttingen zusammen mit dem Studentenwerk und mit Sterneköchen für eine kulinarische Eignungsanalyse. Die Ergebnisse schaffen eine neue und den heutigen Anforderungen angepasste Grundlage zur Bewertung von Geflügel und liefern damit praktische Ansätze zur Förderung der Biodiversität. Die Unterstützung und Zusammenarbeit so vieler engagierter Menschen war entscheidend für den Projekterfolg und die Anerkennung durch den Internationalen DLG-Sensorik Award 2025.
Einen herzlichen Dank an alle Mitwirkenden
Der Erfolg des Promotionsprojektes ist das Ergebnis der engagierten Zusammenarbeit zahlreicher Mitwirkender, die mit ihrem Fachwissen, ihrer Tatkraft und Unterstützung wesentlich zum Gelingen beigetragen haben. Ein besonderer Dank gilt:
Den wissenschaftlichen Betreuern: Prof. Dr. Daniel Mörlein, Prof. Dr. Antje Risius, Dr. Johanna Mörlein und PD. Dr. Micha Strack.
Den leitenden Partnern des Projekts ÖkoGen: Prof. Dr. Inga Tiemann (Universität Bonn, Hochschule Osnabrück), Prof. Dr. Steffen Weigend (FLI-Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) und Prof. Dr. Dirk Hinrichs (Universität Kassel).
Den Experten aus der Praxis: Köchin Jacqueline Amirfallah und den Köchen Johannes Steingrüber, Martin Haß, Daniel Raub sowie Prof. Dr. Thomas Vilges.
Jonas Dorn und dem gesamten Team des Schlachthofs Bio Frischgeflügel Roth GmbH & Co. KG in Witzenhausen für ihre tatkräftige Unterstützung bei den Schlachtungen.
Den Panelisten, die mit ihrer Teilnahme an zahlreichen aufwändigen Verkostungsreihen die Datenerhebung ermöglicht haben.
Dr. Micha Strack und Prof. Dr. Jan Gertheiss für die Datenanalyse.
Sowie den unermüdlichen Hilfskräften und Teamkollegen am Kellnerweg 6 Ankita Shrestha, Steffen Hassenpflug,Annik Spreckelmeyer, Dr. Margret Krieger, Ruth Wigger, Christian Wagner, Dr. Angela Sünder, Svenja Dölle,Thyra Friehs, Yangyue Chen, Fabienne Erben, Dr. Katharina Stanzel, Dr. Carina Blaschka, Tabea Thomas, Wai Oo Lwin, Thiemo Wollgast und Tabea Roeske.
Kontakt
Dr. Johanna Mörlein
Labor für sensorische Analysen & Konsumentenforschung
Kellnerweg 6
37077 Göttingen
Mail: johanna.moerlein@uni-goettingen.de