Ein vorausschauender Beitrag von Dr. Peter Gernandt aus der Abteilung Agrarpedologie:
29 Siehe, sieben reiche Jahre werden kommen in ganz Ägyptenland. 30 Und nach ihnen werden sieben Jahre des Hungers kommen, sodass man vergessen wird alle Fülle in Ägyptenland. Und der Hunger wird das Land verzehren, 31 dass man nichts wissen wird von der Fülle im Lande vor der Hungersnot, die danach kommt; denn sie wird sehr schwer sein. (Genesis 41, 29-31)
Anfang September 2018 wurden südlich von Göttingen mehrere Bodenprofile aufgegraben. Die Böden zeigten hier eine extreme Austrocknung bis in eine Bodentiefe von 200 cm. Die Wassergehalte lagen hier maximal bei zwei bis drei Volumenprozent. Das noch enthaltene Wasser gehört zum sogenannten Totwasser und ist nicht mehr pflanzenverfügbar. Die Wurzeln der Zuckerrübe reichten deutlich bis in eine Tiefe von 150 cm und darüber hinaus.
In Südniedersachsen sind auf Löss-Standorten seit dem Ende der letzten Eiszeit bis heute oft Parabraunerden entstanden. Aufgrund ihrer Bodenart (Ut2, Ut3) können diese Böden große Wassermengen wie ein Schwamm speichern. Eine zwei Meter mächtige Bodensäule mit einem Gesamtvolumen von zwei Kubikmetern (2.000 Liter) kann entgegen der Schwerkraft etwa 800 Liter Wasser im Boden halten. Davon sind gut 500 Liter pflanzenverfügbar. Der langjährige mittlere Jahresniederschlag im südlichen Niedersachsen beträgt 650 l/m². Vorausgesetzt, die gesamte Niederschlagsmenge würde vom Boden aufgenommen werden, wäre die Feldkapazität dieser Bodensäule folglich noch nicht erreicht. Tatsächlich werden von den 650 Litern Niederschlag zwischen 500 und 550 Liter durch die Evapotranspiration genutzt. D. h. durchschnittlich stehen dem Boden nur etwa 120 Liter des Niederschlagwassers als Sickerwasser zur Verfügung.
Zu Beginn des Jahres 2018 waren die Böden zu großen Teilen bis zur Feldkapazität wassergesättigt (A). Durch die vom Frühjahr bis in den Herbst andauernde Dürre wurde das Bodenwasser weitgehend durch Pflanzen ausgeschöpft (B, C).
Feldfrüchte wie Raps, Winterweizen und Mais haben einen jährlichen Wasserbedarf von rund 450 bis 600 Litern. 2018 verbrauchten die Bestände daher den im Boden gespeicherten Wasservorrat in weitaus größeren Maße als in Jahren mit normaler Niederschlagsverteilung. Pflanzen wie beispielsweise Weizen oder Zuckerrübe konnten dabei die Wasserreserven in ein bis zwei Metern Bodentiefe ausschöpfen. 2019 kann dies zu einem großen Problem werden. Sollten im Winter 2018/19 annähernd normale Niederschlagsmengen fallen, und damit verbunden um die 120 mm Sickerwasser entstehen, werden nur die oberen 30 cm des Boden wieder bis zur Feldkapazität aufgesättigt (D). Sofern kein oberflächennahes Grundwasser auftritt, das den Boden über die Kapillarität Wasser zuführt, wird der Boden unterhalb des Oberbodens weitgehend trocken bleiben (E, F).
Sollte 2019 aufgrund der globalen Klimaveränderung ähnlich trocken ausfallen wie das Jahr 2018, kann die Dürre des Sommers nicht mehr durch die Wasservorräte des Bodens kompensiert werden (E, F). Die Folge wäre dann ein erhöhter Beregnungsbedarf. Dort, wo keine Beregnung möglich ist, wird es zwangsläufig zu enormen Ernteverlusten kommen, die jene des Jahres 2018 massiv übertreffen werden.
Durch die Austrocknung des Bodens können im folgendem noch weitere Probleme entstehen. Große Wassermengen durch sommerliche Starkregenereignisse können nicht schnell und vollständig in ausgetrocknete lehmig-schluffige Böden infiltrieren. Die Folge ist ein erhöhter Oberflächenabfluss und damit verbunden eine höhere Erosionsrate. Diese könnte durch einen verringerten Anteil der Bodenbedeckung durch die weniger gut entwickelten Pflanzenbestände gefördert werden.
Aufgrund Wassermangels ist auch die Nährstoffaufnahme der Pflanze reduziert. Kalkulierte und ausgebrachte Düngermengen werden dadurch nicht von der Pflanze aufgenommen und unterliegen somit auch dem Austrag über andere Pfade. Gewässereutrophierung oder erhöhte Nitratgehalte in später entstehendem Sicker- und Grundwasser wären dann die Folge. Die im Jahr 2018 gedüngten N-Mengen werden manchem Landwirt mit Sicherheit Schwierigkeiten bereiten, seine Wirtschaftsdünger auszubringen ohne dabei gegen die durch die Düngeverordnung (DüV) vorgegebenen Salden zu verstoßen. Erhöhte Lagerkapazitäten für Gülle und Gärreste wären somit erforderlich. Vielerorts sollten sich Landwirte auf finanzielle Einbußen bedingt durch Mindererträge in der Ernte, erhöhte Produktionskosten (z. B. durch Beregnung) und Schaffung der notwendigen Betriebsstruktur einstellen.
Hoffen wir auf mehrere folgende Jahre mit annähernd normalem Wettergeschehen. Die Löss-Parabraunerden im Südlichen Niedersachsen werden mehrere Jahre brauchen, bis sie wieder eine tiefgründige Frühjahressättigung erreichen.
Ein sehr interessanter Beitrag!
Was heißt das denn nun für die Landwirte? Wenn der Winterniederschlag nun durchschnittlich oder sogar unterdurchschnittlich ausfällt, sollte man dann die Aussaatmengen der Sommerungen reduzieren, sodass der Boden weniger Pflanzen mit Wasser versorgen muss? Oder gibt es noch andere Maßnahmen, die die Landwirte ergreifen können?
Das ist ein Problem was die Landwirtschaft allgemein betrifft.die Natur hat sich durch die Landwirtschaft gravierend verändert.es gibt kaum mehr ursprüngliche Landschaften.ferner trägt die massentierhaltung dazu bei das leider immer mehr Tiere gehalten werden.diese brauchen dann immer mehr Futter.die Folge davon ist das die Landwirte wieder mehr Fläche brauchen um Futter anzubauen.noch dazu fällt immer mehr Gülle an.dieser Kreislauf ist mit für den Klimawandel.
Die Landwirte sind doch schuld an der Dürre.
Die massentierhaltung, die Zerstörung der natürlichen Umwelt,Gifte etc.werden uns die wichtigste Grundlage nehmen: Regen