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Im Rahmen des Abschluss- Workshops zum Projekt FINGER (Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch) wurden die wichtigsten Ergebnisse vorgestellt und mit Vertreter*innen der Wertschöpfungskette diskutiert.

In dem Projekt haben Wissenschaftler*innen von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Göttingen sowie vom Max Rubner-Institut Kulmbach die Initiative „100.000 Improvac-Tiere“ der Landwirtschaft forschend begleitet, um

  • vergleichende Umweltbilanzen für Immunkastrierte Schweine, Masteber und chirurgisch kastrierte Schweine zu erstellen,
  • die Tiergesundheit (Schlachtbefunde) und die Variation der Merkmale der Klassifizierung anhand von umfangreichen Schlachtdaten aus der Praxis zu bewerten,
  • die Eignung der aktuellen AutoFOM-Schätzformeln zur Schlachtkörperklassifizierung und Handelswertermittlung bei den Kategorien Jungsauen, Masteber, chirurgische und Immuno-Kastraten zu überprüfen,
  • die Variabilität der Fleisch- und Fettqualität von immunkastrierten Tieren im Vergleich zu weiblichen Mastschweinen sowie von chirurgisch kastrierten bzw. unkastrierten männlichen Schweinen unter Praxisbedingungen zu erfassen sowie Einflussfaktoren zu analysieren, sowie
  • die Verarbeitungseignung anhand von chemisch-physikalischen sowie sensorischen Untersuchungen und Konsumententests von/mit verschiedenen Erzeugnissen zu
    untersuchen.

Die Ergebnisse zeigen im Wesentlichen auf, dass

  • die Ökobilanz (hier: CO2-Bilanz) von Fleisch immunkastrierter Schweine primär wegen der besseren Futterverwertung und Wachstumsraten um 6-10% besser ist als von chirurgisch kastrierten Schweinen,
  • der Muskelfleischanteil durch die aktuellen AutoFOM(III)-Schätzformeln ohne systematische Verzerrung und im Rahmen der EU-Vorgaben für die Schätzfehler geschätzt wird, während die Schätzung der Teilstückgewichte bei allen Kategorien (Kastraten, Masteber, Immunkastraten, weibliche Mastschweine) durch eine Neukalibration verbessert werden sollte,
  • die Variabilität der Schlachtleistungen von Immunkastraten im Vergleich mit Sauen und Kastraten nicht erhöht wird und nur marginal erhöhte Inzidenzen von Schlachtbefunden vorliegen, – die Schlachtkörper-, Fleisch- und Fettqualität von Immunkastraten und weiblichen
    Mastschweinen vergleichbar ist, wobei das Geschlecht bzgl. der Verarbeitungseignung eine untergeordnete Rolle spielt und stattdessen Betriebseffekte deutlich überwiegen, diese zeigen das Potenzial von angepasster Fütterung und Haltung,
  • insgesamt und geschlechtsunabhängig zwar keine Fleischreifungsfehler im Sinn von PSE oder DFD auftreten, jedoch aus sensorischer Sicht sehr niedrige intramuskuläre Fettgehalte festzustellen sind,
  • bei Immunkastraten nur im Einzelfall und vergleichbar der Inzidenz von Binnenebern geringgradige Geruchsabweichungen auftreten.

Die hier Unterzeichnenden anerkennen die Kernergebnisse des Projektes, insbesondere

  • die faktische, durch das Projekt FINGER wissenschaftlich untermauerte Gleichwertigkeit der Fleisch- und Fettqualität von immunkastrierten männlichen Schweinen im Vergleich zu weiblichen Mastschweinen, sowie
  • die daraus resultierende, uneingeschränkte Eignung immunkastrierter Schlachtkörper für die weitere Verarbeitung.

Dies gilt, insofern die Impfung gegen Ebergeruch sachgerecht ausgeführt und der Impferfolg durch geeignete Maßnahmen wie z.B. Tierkontrollen im Stall sichergestellt wird.

Aus diesen Gründen halten die Unterzeichnenden eine de facto wertmindernde separate Kennzeichnung sowie Sortierung immunkastrierter Tiere bzw. Schlachtkörper weder für notwendig noch sachlich begründet. Nur bei im Einzelfall nicht erfolgreicher Impfung ist die Bewertung und Behandlung der Schlachtkörper ähnlich den Mastebern gerechtfertigt. Die Unterzeichnenden anerkennen die Notwendigkeit für überbetriebliche, (Hersteller-)unabhängige Schulungen zur Anwendung der Impfung. Als ebenso notwendig angesehen werden Qualitätssicherungskonzepte inkl. harmonisierte Schulungen für die Durchführung von amtlichen Geruchsfeststellungen und zur Feststellung von Schlachtkörperbefunden.

Die Impfung gegen Ebergeruch gewährleistet die körperliche Unversehrtheit des Tieres und ist damit eine tiergerechtere, sichere und ökologisch nachhaltigere Alternative zur chirurgischen Kastration. Die Unterzeichnenden unterstützen daher ferner die Forderung, die Immunkastration auch im Bio-Bereich als tierschonende Methode zur Vermeidung geschlechtsbedingter Geruchsabweichungen und Verhaltensweisen zuzulassen.

Zum Abschluss des Projektes haben Katja Götz und Prof. Dr. Daniel Mörlein der Abt. Produktqualität tierischer Erzeugnisse die Kernergebnisse des Göttinger Arbeitspaketes vorgestellt.

Im Fokus standen dabei die Variabilität der Fleisch- und Fettqualität von immunkastrierten Tieren im Vergleich zu weiblichen Mastschweinen unter Praxisbedingungen sowie Verarbeitungseignung. Dazu haben wir Proben von mehr als 800 Schlachtkörpern chemisch-physikalisch untersucht, sensorische Untersuchungen und Konsumententests durchgeführt. Einen Auszug der wichtigsten Ergebnisse gibt es hier zur Fleisch- und Fettqualität bzw. zur Sensorik und Konsumentenakzeptanz

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