Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Mein Traumberuf hat sich im Laufe der jetzt fast 52 Jahre etwas entwickelt. Ich wollte natürlich Bauer werden, dann zwischendurch gerade am Gymnasium war ich fest überzeugt, dass ich „Kaffeetester“ werden könnte. Als das reale Leben etwas stärker an die Tür klopfte mit 17 Lebensjahren, dachte ich irgendwas mit Zahlen wäre auch ganz schön. Schließlich bin ich dann aber darauf gekommen, dass ich was mit Kaffee und Bauer studieren könnte und das dann mit Zahlen kombiniere. Letztlich scheint mir, habe ich als Lehrkraft für besondere Aufgaben alle drei Sachen so kombiniert, dass ich mittlerweile in der Lehre etwas mit Zahlen, Landwirtschaft und Kaffee trinken gleichzeitig machen kann. Sprich mein Kindheits-Jugendtraum hat sich zu 100% in der Hinsicht erfüllt.
Wie sind Sie an die Uni gekommen?
Ich bin an die Georgia Augusta gekommen, wie doch recht viele Menschen. Ich bin Anfang Oktober 1991 in den alten Polo Fox meiner Eltern gestiegen und habe mich dann am 4. Oktober am Wilhelmsplatz in Agrarwissenschaften immatrikuliert. Seitdem bin ich eigentlich nie wieder weggegangen, außer für ein Jahr mit ERASMUS nach Belgien und zwischenzeitlich zwei Jahre nach Aberdeen (Schottland). Ich bin also momentan im 60. Semester Agrarwissenschaften immerhin im Master mit Studienfachrichtung Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus.
Zugegebenermaßen habe ich zwischendurch auch noch ein Diplom (1997) und eine Dissertation (2003) bestanden, aber es gibt Leute, die meine Eltern immer noch fragen: „Wann ist der Junge denn endlich mit dem Studium fertig“?
Wer ist Ihr (wissenschaftliches) Vorbild?
Mein Vorbild sind meine Eltern. Ich habe kein wissenschaftliches Vorbild. Grundsätzlich folge ich wissenschaftlich Ockhams Rasiermesser (Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem[1]). Dieses Prinzip wende ich in meiner Forschung beispielsweise in meinen beiden aktuellen EU-Forschungsvorhaben zu Wasser (SHUI; (Horizon2020 finanziert[2]) und Wein, Wasser und Boden (SecBiVit; BIODIVERSA Era-Net[3]) mit ökonomischen und soziologischen Methoiden an. In beiden Forschungsvorhaben kombinieren meine Mitarbeiterinnen Frau Dr.in Elke Plaas und Frau Silke Rascher (M. Sc.) mit mir ökonomische mit soziologischen Methoden, um einen Beitrag zur Lösung von neuartige Umweltprobleme und –herausforderungen vor dem Hintergrund von globaler Erwärmung und Übernutzung von Ressourcen zu leisten. Im Grunde sind die Problemlagen – auf den ersten Blick komplex, kompliziert und reichlich schwierig – fast immer auf einen zugrundeliegenden menschlichen Handlungsfehler zurückzuführen. Diesen zu identifizieren und an die Gesellschaft sowie die Landnutzenden zu kommunizieren, ist die Herausforderung von Forschung und Wissenschaft. Hier hilft dann wieder die oben genannte Maxime. Meist bedarf es nämlich gar nicht neuartiger abgespacter Technologien, um Umweltprobleme zu lösen oder zu vermindern. Im Regelfall zeigt sich bei der Forschung weit häufiger als selbst ich vorher angenommen habe, dass die einfachen Lösungen bereits früher vorhanden und weiträumig eingesetzt wurden. Sie sind nur nicht mehr populär, weil es sich weder um eine neue digitale Technologie noch um etwas anderes gehyptes Technologielastiges handelt, mit denen im Regelfall Unternehmen auf Kosten von landwirtschaftlichen Betrieben eine erhöhte Gewinnmarge erzielen können. Letzlich ist es auch so, dass Ockhams Rasiermesser das Arbeiten mit Landnutzenden deutlich vereinfacht, da dann kooperativ entwickelte Lösungsstrategien stärker und preiswerter umgesetzt und ausprobiert werden können.
Verraten Sie uns Ihr größter Fauxpas aus Ihrer Zeit als Lehrkraft für besondere Aufgaben?
Genau. Das erzähle ich Ihnen, damit es in der Matrix (dem Internetz) schriftlich grün auf schwarz steht oder so. Nee, da kommen Sie mal lieber in eine meiner zahllosen Vorlesungen! Bei den 7 Modulen, die ich habe, finden Sie mich quasi immer irgendwo im MED23 oder in einem der Hörsäle im ZHG. Dort erzähle ich das manchmal, wenn ich gerade vollkommen den Faden im Stoff verloren habe.
Was langweilt Sie?
Im Regelfall Forschungsergebnisse, die ich im Kern bereits in den letzten 20 oder gar 30 Jahren so von den gleichen Personen bereits mehrmals vorgetragen bekommen habe. Wenn sich außer den Buzzwords bei einem Vortrag bereits anhand des Namens der Erzählenden vorhersehen lässt, welche Forschungsergebnisse als neu präsentiert werden, ist das sicher interessant für Studierende, die sich vor 20 Jahren eben doch mehr für anderes interessiert haben.