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Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Ihnen aus?

Meine Wochentage beginnen früh, ich lebe mit meinen drei Kindern und meinem Mann zusammen. Bevor ich meine Arbeit an der Uni starte, sind Kindergarten und Schule zu begleiten. Ein typischer Arbeitstag beginnt bei mir nach einer Radfahrt klassisch im Büro am Laptop. Meine Arbeitstage sind geprägt von akademischen Angelegenheiten und Wissenschaftsmanagement. Konkret sind das neben Betreuungen von Abschlussarbeiten und Lehrtätigkeiten natürlich die Betreuung und Unterstützung von Projekten mit sensorischen Fragestellungen. Und damit geht es dann in die aktive Praxis: im Sensoriklabor werden Daten erhoben. Ob für Panel- oder Konsumentenstudien, alle Projekte vereint die Arbeit mit den menschlichen Sinnen, das heißt, Menschen sind meine Messinstrumente. Bevor es in die Praxis geht, müssen Methoden und Auswertungsmodelle ausgewählt werden, Panelisten rekrutiert oder Konsumentinnen und Konsumenten eingeladen werden. Und natürlich spielt die Zubereitung der Produkte eine entscheidende Rolle. Denn Grünkohl oder Kakao werden natürlich anders zubereitet als Geflügelschenkel oder Schweineschnitzel. Ich arbeite deshalb mit Köchinnen und Köchen aus der Region zusammen, von der Sternegastronomie bis zur Berufsschule. Stehen praktische Datenerhebungen an, stehe ich mit einem Team in der Laborküche, bereite standardisiert Proben vor, trainiere Prüferinnen und Prüfer oder koordiniere Konsumentinnen und Konsumenten.
Ich arbeite intensiv mit Promovierenden zusammen, die überwiegend kaum bis keine Erfahrungen im Bereich der Lebensmittelsensorik haben. Ich unterstütze, begleite und betreue sie in ihren Projekten, um eine exzellente Umsetzung von Sensorikmethoden zu ermöglichen. Eine wichtige Voraussetzung damit die Ergebnisse veröffentlicht werden können.

Wie lautet Ihr Forschungsschwerpunkt und warum ist er so interessant?

Mein Forschungsschwerpunkt ist die Lebensmittelsensorik. Die Welt steht vor Herausforderungen, wenn es um die menschliche Ernährung geht. Es werden mehr Lebensmittel und eine nachhaltige Produktion benötigt. Die Projekte, die ich bearbeite, befassen sich mit Produktqualität und der humansensorischen Wahrnehmung. Untersucht wird das gesamte Spektrum der Agrarprodukte von Äpfeln, über Salat, Grünkohl, Fleischarten zu Honig, Milch und Algen. Diese Produktvariation ist abwechslungsreich und spannend. Die Lebensmittel stehen im Fokus und werden in Verbindung zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Agrarproduktion, Kulinarik und Esskultur gesetzt. Ein aktuelles Beispiel ist das ReWaLi-Projekt: Ziel des ReWaLi-Projektes ist es, ein Produkt zu entwickeln, das erhöhte Nährstoffgehalte von Wasser auf eine wirtschaftliche Weise senken kann. Hierzu wird ein natürlicher Phytoremediant, die Wasserlinse, genutzt. Die Wasserlinse ist in der Lage, dem Wasser Nährstoffe wie Nitrat und Phosphor innerhalb kurzer Zeit zu entziehen und in erntefähige Biomasse zu binden. Gleichzeitig eignet sich die Wasserlinse als natürliches, proteinreiches Futtermittel für sehr viele Nutztiere. Im Sensoriklabor haben wir untersucht, ob die Fütterung der Wasserlinse für Forellen und Karpfen humansensorisch messbare Unterschiede in der Produktqualität von Forellen und Karpfen erzeugen. Neben den 5 menschlichen Sinnen, sind es die Sinnhaftigkeit und Präsenz dieser Projekte in der Gesellschaft, die mich ansprechen. Die Themen sind nicht nur in der wissenschaftlichen Fachpresse präsent, sondern auch in der Gesellschaft. Jede und jeder hat eine Beziehung zu Lebensmitteln und eine persönliche Einstellung zu der Produktion. Wenn ich Personen von meiner Arbeit erzähle, komme ich nicht nur in ein Gespräch, sondern direkt in einen aktiven und intensiven Austausch.

Wen würden Sie gerne auf einen Kaffee treffen?

Kaffee trinke ich am liebsten von meinem Mann gemahlen und gebrüht im Garten, dieses Ritual teile ich nur ungern.

Richtig Lust hätte ich auf eine Weißweinrunde mit Ina Müller, Cordula Stratmann, Gregor Gysi und Michel Abdollahi. Genau in dieser Kombination. Couragierte, temperamentvolle Personen mit Grips. Das wäre ein so energiegeladener und erfrischender Abend!

Was bringt Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Spaß?

Die Abwechslung zwischen praktischer Arbeit, der Interaktion mit verschiedensten Menschen und Fachbereichen und allem, was mit dem Laptop passiert.
Ein aktuelles Beispiel:  Im ÖkoGen-Projekt wurden spezielle Geflügelrassen ausgewählt und gekreuzt. Dabei ist eine der Versuchsgruppe gestorben. Das heißt, wir haben jetzt eine andere Ausgangslage und müssen intensiv mit unserer Kollegin aus der Statistik besprechen und diskutieren, wie wir das Versuchsdesign umsetzen. Dazu die praktische Tatsache, dass diese Kreuzungstiere nur kleine wertvolle Edelteile am Schlachtkörper haben. Das heißt, wir müssen entscheiden, ob wir das Versuchsdesign zu Gunsten der Panel-Performance oder einer besseren Power für die Fixed Factors im Model ausrichten. Das vereint Fragen und Ziele des Projektes und betrifft natürlich die Ausrichtung der Doktorarbeit, die dahintersteckt. Am nächsten Tag bin ich 6 Stunden im Sensoriklabor. Es ist genau diese Abwechslung zwischen Praxis und Theorie in Kombination mit Menschen ist für mich bereichernd und sinnstiftend.

Was machen Sie am liebsten, wenn Sie nicht am Arbeiten sind?

Das variiert natürlich, aktuell erfreuen mich Gartenarbeit, handwerken und eisbaden.

© Alle Bilder, bis auf EuroSense 2024, von Marco Bühl.

Magdalena Münter

Magdalena Münter

Neben ihrem Masterstudium an der agrarwissenschaftlichen Fakultät entdeckt Magdalena die neuesten internationalen Forschungsergebnisse und stellt den Göttinger Wissenschaftler:innen die berühmten 5 Fragen. Sie steckt hinter dem Instagram und Twitter Account und hält euch so auf dem Laufenden.

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