Prof. Dr. Daniel Mörlein, Professor für Produktqualität tierischer Erzeugnisse am Department für Nutztierwissenschaften
1. Können Sie Ihre momentane Forschung kurz zusammenfassen?
Fleisch, Milch und Eier sind aus unserer Ernährungsweise kaum wegzudenken. Ihre Erzeugung ist jedoch mit Umweltwirkungen und Tierhaltungspraktiken verbunden, die zunehmend in Frage gestellt werden. Als Professor möchte ich dazu beitragen, die wissenschaftlichen Grundlagen für eine gesellschaftlich akzeptierte Erzeugung guter tierischer Lebensmittel zu erweitern. Nicht selten stoßen wir auf Zielkonflikte und Unvereinbarkeiten zwischen den verschiedenen Zielvorgaben. Hier wollen wir mit unserer Forschung Möglichkeiten für nachhaltige, verbraucher- und produktionsgerechte Erzeugungsverfahren entwickeln und in der Praxis etablieren. Mit meinem Lehrangebot möchte ich bei unseren Studierenden, also den Landwirt*innen von morgen, die Begeisterung für gute Produkte wecken und gemeinsam mit ihnen beleuchten, wie diese erzeugt werden können. „Weniger, aber besser“ als Alternative zum Mainstream – darin liegen auch Chancen für gesteigerte Wertschöpfung.
2. Was und wen wollen Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?
Wichtige aktuelle Themenfelder sind „Alternative Proteine“, „Doppelnutzung beim Huhn“ und „Ferkelkastration“. Im Projekt ‚Sustainability Transitions‘ erforschen wir beispielsweise gemeinsam mit anderen Forschungsgruppen den Einsatz von Spirulina-Algen oder Insektenlarven in der Tierernährung, um die erheblichen Importe von Soja nach Europa verringern zu können. In unseren Laboren untersuchen wir die Auswirkungen auf die Fleischqualität von Schweinen und Geflügel – von A wie Aussehen bis Z wie Zartheit. Wir forschen aber auch daran, Spirulina direkt als Lebensmittel zu verwenden und haben dazu verschiedene Produkte entwickelt und in Konsumententests in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich getestet. In einem weiteren Projekt beleuchten wir, inwiefern lokale Geflügelrassen sich für die so genannte Doppelnutzung eignen, also sowohl zur Fleisch- als auch zur Eiererzeugung, um auf das Töten von männlichen Eintagsküken verzichten zu können. Auch die Problematik der Ferkelkastration ist nach wie vor hochaktuell und ungelöst. Hier untersuchen wir momentan die Verarbeitungseigenschaften von Eberfleisch und die Konsumentenakzeptanz von Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration.
3. Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Ich starte im Büro mit einem Kaffee und durchdenke kurz den jeweiligen Tag. Aktuell ist vorlesungsfreie Zeit: Dann wechseln sich konzeptionelle Arbeit, d.h. Forschungsanträge schreiben, Vorlesungen entwickeln oder Publikationen erstellen und administrative Aufgaben ab. Dazu gehören natürlich auch viel Lesen und Diskussionen z.B. mit unseren Doktorand*innen und Studierenden. Und dann betreiben wir ja auch noch Forschungslabore, in denen ich nach dem Fortgang unserer Projekte schaue und mich mit unserem Team über Methoden austausche. Wenn ich es einrichten kann, bin ich auch bei Versuchsschlachtungen und Datenerhebungen live dabei.
4. Wo findet man Sie, wenn Sie nicht an der Universität sind?
Mit meinen Kindern auf der Schillerwiese, auf dem Rennrad rund um Göttingen oder mit einem Café über der Süddeutschen Zeitung.
5. Was war Ihr Berufswunsch als Erstklässler?
Busfahrer, damit ich meine ganze Familie inklusive Omas und Opas überall mit hinnehmen kann.
Fotoquellen: Brianne Altmann, Stephanie Grahl, Johanna Mörlein, Lisa Siekmann