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Bingo-Umweltstiftung unterstützt Projekt zu Wildbienen-Hotspots mit knapp 30.000 €

Der Arbeitskreis Wildbienen der Biologischen Schutzgemeinschaft Göttingen e.V. (BSG) führt ab 2020 eine koordinierte Erfassung der Wildbienen-Fauna der Region Südniedersachsen durch. Enge Kooperationspartner sind dabei die Abteilungen für Funktionelle Agrobiodiversität & Agrarökologie (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Catrin Westphal, Prof. Dr. Teja Tscharntke & Dr. Annika Haß) und Prof. Dr. Christoph Bleidorn, Leiter der Abteilung Evolution und Biodiversität der Tiere und Direktor des Zoologischen Museums der Universität Göttingen. Ziel ist die Erstellung einer aktuellen Übersicht der Wildbienen-Fauna für Südniedersachsen (Landkreise Northeim und Göttingen incl. Osterode). Ein außerordentlich bemerkenswerter Fund gelang bereits: Im FFH-Gebiet „Ballertasche“ wurde von Christoph Bleidorn die März-Sandbiene (Andrena nycthemera) wiederentdeckt – der erste bekanntgewordene Nachweis in Niedersachsen seit fast 100 Jahren.

März-Sandbiene (Andrena nycthemera). Die in Niedersachsen seit 1923 verschollene Art wurde in der „Ballertasche“ wiederentdeckt. Foto: Dr. Andreas Dubitzky. CC-Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en

Dank der großzügigen Unterstützung der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung für das BSG-Projekt „Förderung von Hotspots der Wildbienen-Vielfalt in Süd-Niedersachsen. Arten erhalten | Biotope entwickeln | Vielfalt erleben“ stehen knapp 30.000 € zur Verfügung, die für die sehr aufwändige Wildbienen-Erfassung in insgesamt sieben herausragend artenreichen Gebieten, Citizen Science und die Auswertung der Daten durch Expert*innen verwendet werden. Bei den ersten Begehungen der Hotspot-Gebiete wurden bereits eine ganze Reihe hochgradig gefährdeter Arten festgestellt, die für Niedersachen extrem außergewöhnlich sind. Darüber hinaus werden durch den ehrenamtlichen BSG-„Arbeitskreis Wildbienen“ und den „Arbeitskreis Biotopflege“ weitere Daten erhoben und viele wertvolle Gebiete naturschutzfachlich gepflegt. Neben den sieben Hotspot-Gebieten werden zahlreiche weitere Lebensräume durch universitäre Abschlussarbeiten erforscht, wozu auch die bereits genannte „Ballertasche“ gehört.

Der Arbeitskreis Wildbienen wurde Ende 2018 als erste Regionalgruppe des „Netzwerk Wildbienenschutz e.V.“ gegründet und ist ein Zusammenschluss von rund 40 Aktiven aus Wissenschaft, Naturschutz, freiberuflichen Wildbienen-Expert*innen und Interessierten aus der Zivilgesellschaft. Das Ziel ist es, die Kenntnis der Wildbienen-Fauna zu fördern, praktische Maßnahmen zu ihrem Schutz zu entwickeln und umzusetzen und nicht zuletzt die Freund*innen der Wildbienen unter- und miteinander zu vernetzen.

Mit der Erfassung soll eine Übersicht der Wildbienen-Fauna der Region Göttingen geschaffen, wichtige Lebensräume identifiziert und die Grundlage zum langfristigen, effektiven Schutz der über 200 Wildbienen-Arten der Region gelegt werden. In den letzten Jahrzehnten haben nach ersten Auswertungen deutliche Veränderungen in der regionalen Wildbienen-Fauna stattgefunden. Ursache sind zum einen veränderte Landnutzungsformen wie Intensivierung der Landwirtschaft oder Nutzungsaufgabe von Grenzertragsstandorten, die zur Gefährdung vieler Arten führen. Zum anderen trägt dazu der Klimawandel bei, der die Ausbreitung von zahlreichen thermophilen Wildbienen-Arten begünstigt, aber auch einen Gefährdungsfaktor für eher kälteangepasste Spezies darstellen kann (beispielsweise einige Hummel-Arten). Die Auswirkungen von Landnutzungs- und Klimawandel auf die regionale Wildbienen-Fauna sollen im Rahmen des Projektes beleuchtet werden. Wildbienen sind dabei aufgrund ihrer hohen Ansprüche an Blütenangebot und Strukturreichtum ihrer Lebensräume auch sensible Indikatoren für einen großen Teil der gesamten terrestrischen Insektenvielfalt.

Aufruf zur Mitarbeit

Interessierten aus Wissenschaft, Kommunen, Institutionen und der Zivilgesellschaft bietet sich die Möglichkeit, das Projekt auf vielfältige Weise zu unterstützen (siehe Ende des Artikels). Bei der Planung von Bauvorhaben besteht sogar eine gesetzliche Verpflichtung, die nach § 44 BNatSchG sämtlich „besonders geschützten“ Wildbienen-Arten zu berücksichtigen.

Kontakt: ak-wildbienen@biologische-schutzgemeinschaft.de
Homepage des AK Wildbienen: https://www.biologische-schutzgemeinschaft.de/wildbienen.html

An der Durchführung des Erfassungsprojektes sind zahlreiche Personen maßgeblich beteiligt. Mitarbeiter*innen: Dr. Annika Haß, Prof. Dr. Christoph Bleidorn, Friederike Grau, Fionn Pape, Thomas Fechtler, Hanna Gardein, Hubertus Rölleke, Svenja Meyer & Felix Kirsch.

Weitere Informationen zum Projekt selbst und Teilnehmern des Projektes finden Sie hier.

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