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Die Ergebnisse belegen die große Bedeutung der Bestäuber und der insektenfressenden Vögel und Fledermäuse für den Ertrag der Kleinbauern und verdeutlichen, wie wichtig die weitere Förderung der Dienstleistungen dieser Arten für den Bio-Kakao sein kann.

Carolina Ocampo-ArizaGeorg-August-Universität Göttingen, Fakultät für Agrarwissenschaften – Agrarökologie

Forschungsteam unter Leitung der Universitäten Göttingen und Würzburg stellt Bedeutung wichtiger Tierarten heraus

Ohne Insekten geht es nicht beim Kakao-Anbau. Sie sorgen dafür, dass die Blüten bestäubt werden und sich die Kakaofrüchte, ein begehrter Rohstoff für die Nahrungsmittelindustrie, ausbilden. Weiterhin tragen Vögel und Fledermäuse erheblich dazu bei, den Ernteertrag zu erhöhen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten in Würzburg, Göttingen und Wien sowie der Allianz von Bioversity International and CIAT haben dies im Nordwesten Perus untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B erschienen.

„Tiere wie Vögel, Fledermäuse und Insekten, aber auch Nager sind für die Agroforstwirtschaft von Kakao wichtig“, erklärt Justine Vansynghel, Doktorandin am Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg. Auf der einen Seite können sie die Erträge steigern, beispielsweise indem sie die Pflanzen bestäuben oder als biologische Schädlingsbekämpfer wirken. Auf der anderen Seite können sie den Ertrag senken, etwa wenn Eichhörnchen die Kakao-Samen selbst verzehren.

„Bislang war nicht klar, wie die einzelnen Beiträge dieser Tiere im Kakao-Agroforst zusammenwirken und wie weitere Faktoren, zum Beispiel die Nähe zum Wald oder die Beschattung des Kakaos, den Ertrag beeinflussen“, sagt Carolina Ocampo-Ariza von der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. In ihrer Studie haben die beiden Ökologinnen deshalb die kombinierten Beiträge der Tiere zum Ernteertrag quantifiziert.

Als zentrale Ergebnisse fand das Team heraus, dass die Höhe des Kakaoertrags nicht nur von den bestäubenden Fluginsekten abhängt, sondern auch erheblich von der Anwesenheit vieler Vögel und Fledermäuse. Haben Vögel und Fledermäuse keinen Zugang zu den Kakao-Bäumen, halbiert das den Ertrag. Auch Ameisen tragen zum Kakaoertrag bei, allerdings nur in Waldnähe. Eichhörnchen dagegen fressen die Samen und mindern so den Ernteertrag.

„In der Gesamtschau sind die Vorteile der biologischen Vielfalt bei den Insekten sowie Vögeln und Fledermäusen sehr viel bedeutender als die Verluste, die von Eichhörnchen und anderen Nagern verursacht werden“, sagt Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agraökologie der Universität Göttingen. „Wenn Kakaobäume zusammen mit Schattenbäumen wachsen, erhöht das ebenfalls den Fruchtansatz und den Ertrag.“

Wieso steigt der Ertrag mit der Anwesenheit von Vögeln und Fledermäusen? Das erklärt Vansynghel: „Vögel und Fledermäuse könnten auf direktem Weg an der Bekämpfung von Schädlingen beteiligt sein, eine Annahme, die aber durch weitere Untersuchungen gestützt werden muss“. Wieso Ameisen den Kakaoertrag steigern, wenn die Anbaufläche sich in Waldnähe befindet, ist ebenfalls nicht eindeutig geklärt. „Vermutlich besiedeln in Waldnähe mehr räuberische Ameisenarten die Kakaobäume“, sagt Vansynghel.

Die Ergebnisse der Studie tragen zu einem besseren Verständnis der Bedeutung von wild lebenden Wirbeltieren und Wirbellosen für den Kakao-Anbau bei. „Die Ergebnisse belegen die große Bedeutung der Bestäuber und der insektenfressenden Vögel und Fledermäuse für den Ertrag der Kleinbauern und verdeutlichen, wie wichtig die weitere Förderung der Dienstleistungen dieser Arten für den Bio-Kakao sein kann“, betont Ocampo-Ariza.

 

Originalveröffentlichung:

Justine Vansynghel, Carolina Ocampo-Ariza, et al.: Quantifying services and disservices provided by insects and vertebrates in cacao agroforestry landscapes. Proceedings of the Royal Society B. https://doi.org/10.1098/rspb.2022.1309

Kontakt

Carolina Ocampo-Ariza
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften – Agrarökologie
Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen
E-Mail: carolinamaria.ocampoariza@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/74726.html

Justine Vansynghel
Biozentrum
Universität Würzburg
E-Mail: justine.vansynghel@uni-wuerzburg.de

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