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Während die Idee eines Schutzgebietes klare Grenzlinien vorsieht, tragen sektor- und grenzübergreifende, landschaftsbezogene Managementansätze den Realitäten unserer vernetzten Welt besser Rechnung

Prof. Dr. Tobias PlieningerFachgebietsleiter des Lehrstuhls für sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen an den Universitäten Kassel und Göttingen

Göttinger Wissenschaftler untersuchen in einem internationalen Forschungsteam Spannungsfelder und Perspektiven für ein integratives Schutzgebietsmanagement

Neue globale Leitlinien für das Management von Natur setzen verstärkt den Fokus auf Umweltgerechtigkeit und gleichberechtigte Entscheidungsfindungen. Im Rahmen des ENVISION-Projektes haben Forscherinnen und Forscher weltweit, darunter auch die Universitäten Kassel und Göttingen, die Spannungen und Perspektiven bei der Reform hin zu einem fairen Naturschutzmanagement untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift One Earth erschienen.

Der sogenannte ‚integrative Naturschutz‘ geht mit bestimmten Herausforderungen einher. Dabei geht es erstens um die Frage, ob Naturschutz an den Grenzen von Schutzgebieten enden sollte. „Während die Idee eines Schutzgebietes klare Grenzlinien vorsieht, tragen sektor- und grenzübergreifende, landschaftsbezogene Managementansätze den Realitäten unserer vernetzten Welt besser Rechnung“, so Prof. Dr. Tobias Plieninger, der an den Universitäten Kassel und Göttingen beschäftigt ist.

Das Naturschutzmanagement muss viele Interessensgruppen einbeziehen und steht daher vor dem komplexen Problem, einen Ausgleich zu schaffen. „Es besteht ein Spannungsverhältnis zwischen der allgemeinen Notwendigkeit, Konsens anzustreben, und der Anerkennung widersprechender Stimmen, die so wichtig ist für integrative Naturschutzansätze“, betont Prof. Dr. Christopher Raymond, Forscher an der Swedish Agricultural University und Leiter des ENVISION-Projektes.

Integrativer Naturschutz erfordert, dass lokales Wissen und Erfahrungswissen in das dominante westliche Wissenssystem eingebunden werden. „Diese Reform ist überfällig und würde das Naturschutzmanagement im Hinblick auf Gerechtigkeit und Fairness einen großen Schritt voranbringen“, argumentiert Dr. Miguel Ángel Cebrián-Piqueras, ENVISION-Teammitglied und Forscher an der Universität Göttingen.

Um diese Spannungen anzuerkennen, abzumildern und, wo möglich, neu zu gestalten, stellen die Forschenden ein Governance Framework vor, das auf Fallbeispielen des Managements von Schutzgebieten in Schweden, den Niederlanden, den Vereinigten Staaten und Spanien beruht. Darin empfehlen sie für ein integratives Schutzgebietsmanagement, vielschichtige Herausforderungen anzuerkennen, Bedingungen für ein (selbst-)reflexives, hinterfragendes Management zu schaffen und neue Partnerschaften anzustreben. Dieses Framework kann das Engagement von Interessensgruppen beim Schutzgebietsmanagement fördern und so letztlich zu einer besseren Umsetzung der globalen Biodiversitätsziele beitragen.

Weitere Informationen zum ENVISION-Projekt unter: https://inclusive-conservation.org/

Originalveröffentlichung: Raymond et al. Inclusive conservation and the Post-2020 Global Biodiversity Framework: Spannungen und Aussichten, One Earth (2022), https://doi.org/10.1016/j.oneear.2022.02.008.

Kontakt

Dr. Miguel Ángel Cebrián-Piqueras

Fachgebiet Sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen

Georg-August Universität Göttingen / Universität Kassel

cebrian@uni-goettingen.de

 

Prof. Tobias Plieninger

Fachgebiet Sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen

Georg-August Universität Göttingen / Universität Kassel

plieninger@uni-goettingen.de

Magdalena Münter

Magdalena Münter

Neben ihrem Masterstudium an der agrarwissenschaftlichen Fakultät entdeckt Magdalena die neuesten internationalen Forschungsergebnisse und stellt den Göttinger Wissenschaftler:innen die berühmten 5 Fragen. Sie steckt hinter dem Instagram und Twitter Account und hält euch so auf dem Laufenden.

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