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Wir möchten euch heute unser Projekt „Grazing4Agroecology – G4AE“ vorstellen! Wie der Name schon sagt, geht es um Weidehaltung und Agrarökologie. Die Haltung von Tieren auf der Weide (und nicht ausschließlich im Stall), bringt verschiedene Vorteile mit sich. Zum Beispiel können durch Weidehaltung qualitativ hochwertige Lebensmittel mit geringem Ressourceneinsatz produziert werden. Die Biodiversität sowie das Tierwohl und die Tiergesundheit werden im Vergleich zu reiner Stallhaltung erhöht. Trotz dieser positiven Effekte war der Anteil an Betrieben, die ihre Tiere auf die Weide lassen, in den letzten Jahrzenten rückläufig. Wir stehen vor der Herausforderung, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Doch dazu später mehr.

Zunächst die Frage: Was bedeutet Agrarökologie? Im Rahmen der Agrarökologie strebt die Forschung nach einer Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Agrarökologie verwirklicht konzeptionell einen „Land sharing“ Ansatz, bei dem auf gleicher Fläche Güterproduktion mit Leistungen für die Umwelt gekoppelt werden. Dabei werden umweltbezogene, ökonomische, soziale, ethische und entwicklungsbezogene Aspekte der Landwirtschaft mit einbezogen. Aus diesem Grund wird die gesamte Lebensmittelkette betrachtet, von der Produktion über die Auslieferung bis hin zum Verbrauch.

Worum geht es also genau bei „Grazing4Agroecology“?

In unserem Projekt wollen wir Vor- und Nachteile sowie Leistungen der Weidehaltung ermitteln. Vielleicht gelingt es uns, mit Hilfe unserer Erkenntnisse, den Rückgang der Weidehaltung umzukehren. Denn durch Weidehaltung können, wie schon erwähnt, qualitativ hochwertige Lebensmittel mit geringem Ressourceneinsatz erzeugt werden. Biodiversität und Tierwohl können erhöht, Nährstoffverluste und Treibhausgasemissionen verringert werden. Weidende Tiere können Kulturlandschaften bewahren, wie zum Beispiel die Kulturlandschaft des bayerischen Altmühltals, die bei Touristen sehr beliebt ist. So erhöhen Weidetiere den ästhetischen Wert einer Landschaft und sind in der Gesellschaft gern gesehen. Zusätzlich senkt Grünland-basierte Tierhaltung die Produktionskosten der Landwirt*innen und ist die natürlichste Art der Tierhaltung. Trotzdem ist die Weidehaltung in den letzten Jahrzehnten europaweit zurückgegangen, was eine Bedrohung für viele Ökosysteme und deren Leistungen darstellt.

Wenn wir erreichen, dass wieder mehr Nutztiere auf der Weide gehalten werden, können wir die Nachhaltigkeit von Agrarökosystemen positiv beeinflussen. Dadurch, dass mit Weidehaltung qualitativ hochwertige und sichere Lebensmittel für Verbraucher*innen produziert werden, fördern wir mit G4AE auch die Strategien Farm to Fork undGreen Deal der Europäischen Kommission.

Die Strategie Farm to Fork steht im Mittelpunkt des europäischen Green Deal, der dazu beitragen soll, Europa zu einem klimaneutralen Kontinent zu machen, z.B. durch Pflanzung neuer Bäume auf Weideflächen oder der Erhalt von Dauergrünland, damit zukünftige Generationen ein besseres und gesünderes Leben haben. Bei der Strategie Farm to Fork geht es vor allem darum, dass Lebensmittel fair, umweltfreundlich und gesund produziert werden bzw. sind. Farm to Fork zielt darauf ab, den Übergang zu nachhaltigen Lebensmittelsystemen zu beschleunigen. Nähere Infos gibt es auf den Seiten der Europäischen Kommission: https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de und https://food.ec.europa/eu/horizontal-topics/farm-to-fork-strategy_de

Mit sieben anderen EU-Ländern werden wir innovative Praktiken der Weidehaltung aufdecken und ein Netzwerk unter Landwirt*innen aufbauen, damit innovative Ideen und Praktiken verbreitet werden. In Deutschland beteiligen sich die Universität Göttingen und das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen an dem Projekt G4AE. Weitere Partner kommen aus Frankreich, Irland, Italien, den Niederlanden, Portugal, Rumänien und Schweden. Wir verbinden Praxis und Wissenschaft, um Grünland-basierte Nutztierhaltung zu optimieren. Auf diese Weise sollen die Weidehaltung attraktiver und all ihre positiven Effekte für Biodiversität, Umwelt, Tierwohl, Gesellschaft und für Landwirt*innen gesteigert werden.

Als ersten Schritt werden wir in den teilnehmenden Ländern Umfragen durchführen, um auf unseren Partnerfarmen den Status quo der Weidehaltung, innovative Praktiken und bestehendes Handlungspotential aufzudecken. Im Verlauf des Projektes werden kurze Videos erstellt, die solche innovativen Praktiken, Erfahrungen und Handlungsoptionen für andere Betriebe zugänglich machen.

Aktuell befindet sich das von der EU geförderte Projekt noch in den Startlöchern. G4AE läuft bis Ende März 2026. Das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen baut derzeit ein Netzwerk aus mehreren Milchvieh- und Fleischrinderbetrieben im Nordwesten Deutschlands auf. In jedem teilnehmenden Land entsteht zusätzlich ein Netzwerk von Junglandwirt*innen. Diese Netzwerke werden durch G4AE miteinander verbunden, damit über die Ländergrenzen hinaus unmittelbarer Informations- und Wissensaustausch zwischen den Landwirt*innen erfolgen kann. Die Universität Göttingen, vertreten durch Mitarbeiter*innen der Abteilung Graslandwissenschaft des Departments für Nutzpflanzenwissenschaften, bereitet eine Umfrage für alle acht teilnehmenden Länder und eine Young Farmers Tour in Deutschland vor. Wir wollen das Wissen und die gewonnenen Erfahrungen gezielt an zukünftige Generationen von Landwirt*innen weitergeben, um Weidehaltung nachhaltig und langfristig zu etablieren.

Mit insgesamt acht teilnehmenden Ländern der EU wollen wir nicht nur deutschland-, sondern EU-weit Agrarökosysteme durch optimierte Weidehaltung und aktiven Wissensaustausch fördern. Ein nutzerfreundliches Tool zur Selbsteinschätzung der Landwirt*innen wird genutzt, um Erfahrungen zusammenzutragen. Zusätzlich wird Übungsmaterial für interessierte Gruppen, Schüler*innen und Studierende erstellt. Eine Dialog-Plattform sorgt für die Verbreitung der innovativen Praktiken.

Mit Hilfe des Tools und dem bereitgestellten Übungsmaterial werden die Landwirt*innen darin bestärkt, sich mit Agrarökologie und ihrer eigenen Kapazität bezüglich Ökosystemleistungen auseinanderzusetzen. Es wird deutlich gemacht werden, wie durch Weidehaltung positive Effekte für Biodiversität, Umwelt, Tierwohl, Gesellschaft und den eigenen Betrieb (z.B. Kostensenkung) bewirkt werden können. Um die Landwirt*innen zu unterstützen, werden Webinare, digitale Interaktionen, Diskussionen, Videos und Multi-Media Training von Projektmitarbeiter*innen zur Verfügung gestellt. Praxisbezogenes Wissen und Trainingsmaterial werden über ein Wissens- und Informationsmanagementsystem für Grünland-basierte Betriebe erarbeitet und verbreitet. Hierbei werden auch die regionalen Unterschiede der Weidehaltungssysteme, bestehende Bedürfnisse, die verschiedenen landwirtschaftlichen Strukturen und der vorherrschende Markt berücksichtigt.

Um möglichst viele verschiedene Akteure der Landwirtschaft zu erreichen und zu sensibilisieren, sind nicht nur Praxis und Wissenschaft involviert, sondern auch regierungsunabhängige Organisationen (NGOs), Partner aus Industrie (z.B. Lebensmittelproduzenten), landwirtschaftliche Berater*innen, Verbraucher*innen und Bürger*innen. Im Fokus stehen hierbei die Landwirt*innen. Ihnen soll durch die Steigerung der eigenen Kapazitäten das Vertrauen in die Weidehaltung zurückgegeben werden, um den Anteil an Weidehaltung in Europa zu erhöhen. Davon profitieren nicht nur die Landwirt*innen und deren Tiere, sondern auch das Klima, die Gesellschaft und die Artenvielfalt in Ökosystemen.

Sobald es die ersten Ergebnisse gibt, lassen wir es euch wissen! Nähere Infos und den aktuellen Stand des Projektes findet ihr auf der Homepage https://grazing4agroecology/.eu/

Kontakt

Mitarbeiter*innen der Georg-August-Universität:

Dietrun Thielecke (PhD student)
Friederike Riesch
Martin Komainda (PIs)
Johannes Isselstein (Projektleitung)

https://www.grazing4agroecology.eu
https://www.facebook.com/Grazing4AgroEcology/
https://twitter.com/HEurope_G4AE
https://www.linkedin.com/company/89048577/admin/
https://www.youtube.com/@Grazing4AgroEcology

Dietrun Thielecke

Dietrun Thielecke

Dietrun Thielecke ist Masterabsolventin im Schwerpunkt Nutztierwissenschaften und Pferdewissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen. Momentan ist sie in der Abteilung Graslandwissenschaft (DNPW) als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin tätig.

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